Das Bundesamt für Kultur entzieht der Dachorganisation der Schweizer Fahrenden das Vertrauen und fordert den Rücktritt des gesamten Vorstandes.Das Bundesamt für Kultur (BAK), das für die Wahrung des kulturellen Erbes der Jenischen zuständig ist, entzieht der Radgenossenschaft der Landstrasse das Vertrauen. Dies berichten «Der Bund» und der «Tages-A ...
Das Bundesamt für Kultur entzieht der Dachorganisation der Schweizer Fahrenden das Vertrauen und fordert den Rücktritt des gesamten Vorstandes.Das Bundesamt für Kultur (BAK), das für die Wahrung des kulturellen Erbes der Jenischen zuständig ist, entzieht der Radgenossenschaft der Landstrasse das Vertrauen. Dies berichten «Der Bund» und der «Tages-Anzeiger» sowie weitere Medien. In einem eingeschriebenen Brief fordert BAK-Direktorin Isabelle Chassot den Präsidenten und die Mitglieder des Verwaltungsrates zum sofortigen Rücktritt auf. Nur dann sei das BAK bereit, die Existenz der Radgenossenschaft finanziell abzusichern und das Mandat neu zu regeln. Zudem müsse die Geschäftsstelle mit einer «kompetenten Geschäftsleitung» besetzt werden. Die bisherige Geschäftsführerin wurde im Juli nach internen Streitigkeiten freigestellt.Bisher erhielt die Radgenossenschaft vom Bund rund 260 000 Franken pro Jahr. Gemäss einem Revisorenbericht des BAK fehlten per Mitte Jahr 120 000 Franken in der Kasse der Radgenossenschaft. Wie es zu diesem Fehlbetrag kommen konnte, ist noch nicht restlos geklärt. Präsident Daniel Huber hat Anfang September das BAK um einen Vorschuss von 80 000 Franken gebeten – andernfalls stehe die Radgenossenschaft vor dem Aus. Das BAK will dem Dachverband jedoch lediglich mit 40 000 Franken aushelfen unter der Bedingung, dass Huber und der gesamte Verwaltungsrat zurücktreten.Daniel Huber sagte gegenüber «20 Minuten», er sei enttäuscht vom BAK. «Ich verstehe nicht, warum sie ein Köpferollen fordern – weder mich noch die Verwaltungsräte trifft eine Schuld an der Situation.» Dass die Radgenossenschaft Lohnerhöhungen beschlossen habe, wie es das BAK feststellt, bestreitet er: «In Wahrheit ging es nicht um mehr Lohn, sondern um eine Aufstockung meines Pensums von 60 auf 80 Prozent.» Dies sei nötig geworden, weil er wegen der schwierigen Lage der Fahrenden mehr Arbeit habe.Auch die neue Organisation «Bewegung der Schweizer Reisenden» übt Kritik an der Radgenossenschaft. Diese mache ihre Arbeit nicht und habe es nicht geschafft, dass es in der Schweiz genügend Standplätze für die Fahrenden gebe. Hingegen verweist David Vitali, Sektionschef Kultur und Gesellschaft beim BAK, auf den fast vierzigjährigen Leistungsausweis der Radgenossenschaft: Sie setze sich nicht nur für die schwierige Platzfrage ein, sondern biete auch Beratungen für Jenische an, betreibe ein Dokumentationszentrum und informiere die Öffentlichkeit über die Belange der Jenischen.Die Radgenossenschaft hat bis nächste Woche Zeit, auf die Forderungen des BAK zu reagieren.