In der aktuellen Kolumne berichtet Robert Bossart in der Luzerner Zeitung über seine Erfahrung mit Fahrenden.
Plötzlich sind sie da. Wie ein aus dem Boden geschossener Campingplatz. Einfach ohne Ferienstimmung. Fahrende. Aus dem Elsass. Sprechen etwas Deutsch, ziemlich gut Französisch und noch eine Sprache, die ich nicht verstehe. Die Wiese unseres benachbarten Bauern füllte sich über Nacht mit Wohnwagen und Autos, Satellitenschüsseln und WC-Häuschen.
Unser Nachbar ist ein herzensguter Mensch, deshalb konnte er nicht Nein sagen, als sie den Platz mieten wollten. Rundherum wurde gespottet. Er solle alles anbinden und sich nicht wundern, wenn «die» eine Sauerei hinterliessen. An vorgefertigten Urteilen mangelte es nicht. Und zugegeben: Der eine oder andere hat tatsächlich erlebt, wie einzelne Gruppen Fahrender in der Vergangenheit mühsam waren, es mit der Ordnung nicht genau nahmen.
Um es vorwegzunehmen: Keine Schraube kam weg, tipptoppe Ordnung. Keines der Vorurteile hat sich bewahrheitet. Immer, wenn meine Frau und ich auf unserem Spaziergang bei den Fahrenden vorbeikamen, grüssten die Kinder und ihre Eltern freundlich. Allerdings musste unser Nachbar eines lernen: Dass sie anders sind als wir, die Mehrheitsgesellschaft der Sesshaften. Dass er klare Abmachungen mit ihnen treffen musste. Wer den Abfall entsorgt, was das kostet. Und so weiter.
Eins mussten auch wir lernen: Fahrende sind hervorragende Händler. Ich weiss nicht, wie oft ich gesagt habe, dass es nicht nötig sei, die Fensterläden zu renovieren. Inzwischen finden wir es schön, dass sie aussehen wie neu. Ihre Überredungskünste sind echt gut. Sie haben versprochen, nächstes Jahr wiederzukommen. Die Fassade sei auch nicht mehr die Neuste, haben sie beim Abschied gesagt. Wir üben schon mal, Nein zu sagen. Und zur Sicherheit legen wir ein paar Fränkli auf die Seite.