Kein lustiges Zigeunerleben

10. Avril 2014

Die europäischen Mehrheitsgesellschaften nehmen die «Zigeuner» fast nur als Bettler oder Kriminelle wahr. Zu diesem Schluss gelangt Urs Hafner in seiner Besprechung eines Tagungsbandes zum Thema Antiziganismus in der neuen Zürcher Zeitung.Der wenig geläufige Begriff meine, in Anlehnung an den des Antisemitismus, eine Form des Rassismus, die sich ge ...

Die europäischen Mehrheitsgesellschaften nehmen die «Zigeuner» fast nur als Bettler oder Kriminelle wahr. Zu diesem Schluss gelangt Urs Hafner in seiner Besprechung eines Tagungsbandes zum Thema Antiziganismus in der neuen Zürcher Zeitung.Der wenig geläufige Begriff meine, in Anlehnung an den des Antisemitismus, eine Form des Rassismus, die sich gegen die Minderheit der «Zigeuner» richtet, die aufgrund kultureller oder biologischer Kriterien als Fremde definiert werden. Dabei falle die Definition nicht zwingend negativ aus.Wie der Band mit seinen rund zwölf – qualitativ unterschiedlichen, fallweise etwas dünn geratenen – Beiträgen nachweise, sei der Antiziganismus genauso wenig wie der Antisemitismus ein Phänomen von gestern, auch wenn die Feindschaft der Mehrheitsgesellschaften gegen die «Zigeuner» und «Heiden» schon für das Spätmittelalter belegt ist und die grössten antiziganistischen Verbrechen während des Zweiten Weltkriegs verübt wurden.Wie die Herausgeber betonen würden, sei zwar das Phänomen des kulturellen Antiziganismus recht gut erforscht, nicht aber die Lebenswirklichkeiten der «Zigeuner». Dass man mehr über die Vorurteile der Mehrheit als über die davon Betroffenen selbst wisse, könne einen nachdenklich stimmen.Neue Zürcher Zeitung, 10.4.2014Bernhard C. Schär, Béatrice Ziegler (Hg.): Antiziganismus in der Schweiz und in Europa. Chronos-Verlag, Zürich 2014. 175 S.