Am 8. April ist Internationaler Tag der Roma. Was wünschen sich Schweizer Roma, Sinti und Jenische?
Kemal Sadulov, Präsident des Vereins Romano Dialog und Sozialpädagoge sowie Radiomoderator sagt in der Zeitung "Der Bund": "Wir Roma leben unseren Alltag ganz normal – Familie, Arbeit, Schule. Doch darüber und über die Geschichte der Schweiz mit den Roma wissen die Leute wenig. Ihr Bild von uns ist stark geprägt durch Kunst, Medien, Filme und pseudowissenschaftliche Publikationen – oft stereotype Darstellungen. Das hat mit dem Alltag nichts zu tun. Der strukturelle Rassismus und Rassismus im Alltag sind noch immer präsent. Da überlegen sich viele: Wie viel von meiner Kultur zeige ich gegen aussen? Einige sind aber proaktiv. Ich bin einer von ihnen. Der Entscheid des Bundes, uns Roma nicht als nationale Minderheit anzuerkennen – im Wissen, dass die Schweiz in der Vergangenheit Roma lange Jahre aus dem Land vertrieb und nicht einreisen liess –, ist ein zynischer Entscheid, ein Skandal. Es ist hart, diese Haltung zu spüren. Aber wir halten fest daran, unsere Anerkennung und den Schutz als nationale Minderheit einzufordern. Eines unserer Anliegen ist das Romani, unsere Sprache. Sie ist bedroht. Wir müssen mehr Möglichkeiten haben, sie zu pflegen, Leute motivieren, Romani zu sprechen, zu schreiben, Unterricht über Sprache und Kultur der Roma ermöglichen. Für den Internationalen Tag der Roma wünsche ich mir, dass mehr unternommen wird gegen strukturellen Rassismus und Diskriminierung gegenüber den Roma – das muss von höchster Ebene kommen. Es muss langfristig angelegte Schwerpunktprogramme für die Bekämpfung von Rassismus und Diskriminierung geben, die zusammen mit Roma-Organisationen ausgearbeitet werden. Auch müssen Behörden und die Bevölkerung sensibilisiert werden, die Geschichte und die Kultur der Roma sollten fester Bestandteil des Lehrplans werden. Die falschen Bilder über uns müssen endlich weg."
Aufgezeichnet und gesammelt von Aleksandra Hiltmann. Weitere Statements von Jenischen, Sinti und Roma finden sich hier: Der Bund, 5. April 2019