Weiterführende Literatur, Film und Materialien

​Wissenschaftliche Aufarbeitung​

Weiterführende Informationen zur Verfolgung der Jenischen und Sinti finden sich in wissenschaftlichen Publiktation. Wir haben eine Literaturliste zusammengestellt.

Filme und Kurzclips

Appell gegen Diskriminierung heute

Der Sinti Jakub Winter macht sich  auf dem Standplatz Bern Buech Gedanken über Diskriminierung und Ausgrenzung. Deshalb richtet er einen Appell an die Schweiz: «Hört auf, uns zu diskriminieren!»

Jakub Winter auf dem Standplatz Bern Buech

Film «Jung und jenisch. Ein Jahr mit Schweizer Zigeunern auf Achse.»

Pascal, Miranda, Jeremy und Franziska sind richtige Jenische. Sie sind zwischen 17 und 25 Jahre alt, lieben starke und grosse Autos und haben sich entschieden, für immer auf Achse zu sein. So wie viele andere junge Jenische. Sie brauchen ihre Freiheit und kämpfen darum. Sie zeigen eine Welt, die Sesshaften sonst verschlossen bleibt. Ein anderes und doch sehr schweizerisches Leben. (Text: bearbeitete Fassung Synopsis; Website Martina Rieder). Ein Film von Martina Rieder und Karoline Arn.

  

Film “unerhört jenisch” – Das Geheimnis des besonderen Sounds

Er spielt mit dem Bild des Zigeuners. Er ahnt seine jenischen Wurzeln: Stephan Eicher. Die Spur führt in die Bündner Berge, zu den einst zugewanderten Familien und ihrer legendären Tanzmusik.

In diesen jenischen Familien lebt eine unbekannte Musiktradition; sie prägt die Schweizer Volksmusik, sucht den Blues, brilliert als Chanson oder rebelliert im Punk. Unerhört jenisch erzählt aber auch eine Geschichte der Diskriminierung und Verfolgung, welche die Musikanten schweigen liess. Ein Film über das Geheimnis des besonderen Sounds. (Text: Website Martina Rieder).

Ein Film von Martina Rieder und Karoline Arn. Einer der erfolgreichsten Schweizer Dokumentarfilme, der 2017 ins Kino kam.

Lehrmittel

«Jenische – Sinti – Roma. Zu wenig bekannte Minderheiten»

In einem im Frühjahr 2023 erschienenen Lehrmittel und einer Begleitpublikation erzählen in der Schweiz lebende Jenische, Sinti und Roma aus ihrem Leben. Es ist das erste Lehrmittel über diese Minderheiten; herausgegeben von einer Arbeitsgruppe als Initiative von unten und unter Beteiligung von Minderheitsangehörigen.

Das Lehrmittel «Jenische – Sinti – Roma. Zu wenig bekannte Minderheiten» eignet sich für den Unterricht der Mittelstufe, resp. ab der 5. Klasse. Es steht als Open-Source-Angebot auf der Website der Stiftung Erziehung zur Toleranz (SET) zum Herunterladen zur Verfügung.

Die gedruckte Begleitpublikation «Jenische – Sinti – Roma» gewährt vertieften Einblick in die Lebensentwürfe und den Alltag der Jenischen, Sinti und Roma. Die Begleitpublikation richtet sich nicht nur an Lehrpersonen oder SchülerInnen, sondern auch an weitere interessierte Kreise. Erhältlich ist die Publikation im Münsterverlag.

Ein Interview mit einem Vertreter der Pädagogischen Hochschule Zürich gibt weiteren Einblick in die Ziele und Inhalte des Lehrmittels. 

Romane und Sachbücher

Isabella Huser, Zigeuner. Bilgerverlag, 2021.

"Es gibt das Bild der Schweiz vor und ein neues nach der Lektüre dieses Romans." Sie sind Einheimische, im Übrigen hellhäutig und blauäugig. Eine Schweizer Musikantenfamilie, Jenische. Wo auch immer sie auftreten, sind der 13-Jährige an der Klarinette und die Mutter am Kontrabass die Stars des Abends. Sie spielen Volksmusik, leben im Häuschen am Ort über dem Zürichsee, wo die Kinder zur Schule gehen. Bis sie fliehen müssen: Die Mutter kommt angerannt mit fliegendem Haar, schickt ihre Kinder auf die Flucht, allein. Sie und der Vater werden die Beamten aufhalten an diesem Frühlingsabend 1929. Die Kinder flohen allein in die Nacht. Sie retteten sich vor dem Zugriff der Verfolger, die Hunderte jenischer Kinder aus ihren Familien rissen. So geschehen in der Schweiz, wo die Kindswegnahmen bis im Frühling 1972 andauerten – bis die Tochter eines der fliehenden Kinder von 1929, mittlerweile selbst 13 Jahre alt, aus der Zeitung erfuhr, dass die Erzählung ihres Vaters von der Flucht der Kinder keine Räubergeschichte war. Isabella Huser hat Schicksale ihrer jenischen Vaterfamilie recherchiert und ist dabei auf Materialien gestoßen, die bis zur Entstehung der modernen Schweiz im 19. Jahrhundert zurückreichen. »Zigeuner« ist ein fulminantes zeitgeschichtliches Tableau, gefüllt mit prallem Leben und nacktem Entsetzen. (Verlagstext)

Willi Wottreng, Jenische Reise. Eine grosse Erzählung, Bilgerverlag, 2020.

Willi Wottreng malt in prachtvollen Episoden die Reise der bald tausendjährigen Anna von Lothringen nach Ungarn, über Antwerpen bis nach Thessaloniki und tief in die Schweizer Alpentäler hinein. Eine Reise durch die Jahrhunderte. Anna ist eine Jenische. Im Volksmund und bei den Sesshaften despektierlich Fahrende, Zigeuner oder gar Vaganten geheissen. Jenische Reise oszilliert im Zwielicht zwischen Phantasie und Wirklichkeit, ist ein flirrender, aus tausend Fäden gewobener Bildteppich zur legendensprühenden Kultur jener Menschen, die heute in Europa eine grenzüberschreitende Volksgruppe bilden: Die Jenischen. Willi Wottreng erzählt die jahrhundertealte Geschichte dieser wenig bekannten Minderheit, wie sie so noch nie erzählt wurde. Eine Hommage an die Menschen der Strasse, die nie Eigentum hatten, in Armut lebten. Armut ist der Boden, auf dem Europa sich herausbildete. So leistet Wottreng noch viel mehr. Jenische Reise ist eine europäische Geschichte: Europas Geschichte von unten. (Verlagstext)

Willi Wottreng, Zigeunerhäuptling. Vom Kind der Landstrasse zum Sprecher der Fahrenden – Das Schicksal des Robert Huber. Orell Füssli Verlag, Zürich 2010.

Der heute 76-jährige Robert Huber wuchs als Verdingkind auf und landete in einer Strafanstalt unter Kriminellen. Er war ein Opfer der "Aktion Kinder der Landstrasse", wie eines der dunkelsten Kapitel der jüngeren Schweizer Geschichte bezeichnet wird. Von 1926 bis 1972 entriss die Stiftung Pro Juventute Hunderte Kinder ihren Eltern, um sie der Kultur der Fahrenden zu entfremden.<BR>Robert Huber ging daran nicht zugrunde. Im Gegenteil: Er fand schrittweise den Weg zurück zu seinen Wurzeln. Er lehnte sich gegen die Unterdrückung der Kultur der Fahrenden auf und setzte sich als Präsident der "Radgenossenschaft der Landstrasse" für ihre Rechte ein. Unter seinem Vorsitz fanden wichtige Ereignisse statt wie die Entschuldigung des Bundesrats für die Zwangsbevormundungen und die Anerkennung der Fahrenden als nationale Minderheit. Seine Lebensgeschichte steht stellvertretend für die Geschichte der Jenischen und ihres erwachenden Selbstbewusstseins in der Schweiz. Es ist eine Erfolgsgeschichte. (Verlagstext)

Erinnerungskultur

Gesichter der Erinnerung

Die Onlineplattform «Gesichter der Erinnerung» ist ein gemeinsames Projekt von Betroffenen von fürsorgerischen Zwangsmassnahmen und Fremdplatzierungen sowie Historikerinnen und Historikern. Auch die Jenische Ursula Waser kommt zu Wort. Sie sagt: «Bis zu jenem Tag als ich meine Akten las, war mein Leben gut.»

Das Berner «Zeichen der Erinnerung» an die Zeit der fürsorgerischen Zwangsmassnahmen  und Fremdplatzierungen vor 1981.

Der Kanton Bern setzt ein Zeichen. Es ist ein Zeichen der Anteilnahme, ein Zeichen der Erinnerung.

Er folgt damit einer Aufforderung des Bundesrats, der im Bundesgesetz zur Aufarbeitung der fürsorgerischen Zwangsmassnahmen und Fremdplatzierungen vor 1981 AFZFG von den Kantonen derartiges Zeichen erwartet.

Das «Zeichen der Erinnerung» des Kantons Bern besteht nicht aus einem Denkmal in einer der geschichtsträchtigen Gegenden zwischen Oberland und Jura.

Das «Zeichen der Erinnerung» findet dort statt, wo die Zehntausenden von Opfern gelebt und gelitten haben: Auf den Höfen, in den Dörfern und Städten des ganzen Kantons.

In einem partizipativen Prozess haben die Stiftung Zukunft für Schweizer Fahrende und die Stiftung Naschet Jenische ein Plakat erarbeitet.